Die unendliche geschichte pdf free




















Der kleine Nachtalb stand noch immer auf der Stelle, wo die Wrter ihn verlassen hatten. Er fhlte sich pltzlich niedergeschlagen und mutlos, ohne recht zu wissen warum. Auch er war sehr erschpft von der langen, langen Reise. Und nicht einmal die Tatsache, da er als erster angekommen war, munterte ihn auf. Hallo, hrte er pltzlich ein piepsendes Stimmchen, ist das nicht Freund Wschwusul?

Wie schn, da Sie auch endlich hier sind. Der Nachtalb blickte sich um, und seine M ondaugen glhten vor Verwunderung auf, denn auf einer Balustrade, nachlssig gegen einen elfenbeinernen Blumentopf gelehnt, stand dort der Winzling Uckck und schwenkte seinen roten Zylinder. Es fiel ihm einfach nichts Gescheiteres ein. Die anderen beiden, erklrte der Winzling, sind bis jetzt noch nicht eingetroffen. Ich bin seit gestern morgen hier. Wie - huhu! Nun ja, meinte der Winzling und lchelte ein wenig berlegen, ich sagte Ihnen doch, ich habe eine Renn-Schnecke.

Der Nachtalb kratzte sich mit seiner kleinen rosa Hand das schwarze Fellgestrpp auf seinem Kopf. Ich mu sofort zur Kindlichen Kaiserin, sagte er weinerlich.

Der Winzling blickte ihn nachdenklich an. Hm, machte er, nun ja, ich habe mich schon gestern angemeldet. Kann man denn nicht sofort zu ihr? Ich frchte, nein, piepste der Winzling, man mu lange warten. Es ist - wie soll ich sagen ein enormer Andrang von Boten hier. Huhu -, wimmerte der Nachtalb, wieso? Am besten, zwitscherte der Winzling, Sie sehen sich die Sache selbst an. Kommen Sie, lieber Wschwusul, kommen Sie! Sie machten sich zu zweit auf den Weg.

Die Hauptstrae, die in einer immer enger werdenden Spirale um den Elfenbeinturm aufwrts lief, war voll von einer dicht gedrngten M enge der seltsamsten Gestalten. Riesenhafte turbangeschmckte Dschinns, winzige Kobolde, dreikpfige Trolle, brtige Zwerge, leuchtende Feen,bocksbeinige Faune, Wildweibchen mit goldlockigem Fell, glitzernde Schneegeister und zahllose andere Wesen bewegten sich die Strae hinauf und hinunter, standen in Gruppen beieinander und redeten leise oder hockten auch stumm auf dem Boden und blickten trbselig vor sich hin.

Als Wuschwusul ihrer ansichtig wurde, blieb er stehen. Was tun die alle hier? Das sind alles Boten, erklrte ckck leise, Boten aus allen Gegenden Phantasiens. Und alle haben die gleiche Botschaft wie wir. Ich habe schon mit vielen von ihnen gesprochen. Es scheint berall die gleiche Gefahr aus gebrochen zu sein. Der Nachtalb lie ein langes wimmerndes Seufzen hren.

Und wei man denn, fragte er, was es ist und woher es kommt? Ich frchte, nein. Niemand kann es erklren. Und die Kindliche Kaiserin selbst? Die Kindliche Kaiserin -, sagte der Winzling leise, ist krank, sehr, sehr krank. Vielleicht ist das der Grund des unbegreiflichen Unglcks, das ber Phantasien gekommen ist. Aber bis jetzt hat keiner der vielen rzte, die im Palastbezirk dort oben beim M agnolienpavillon versammelt sind, herausbekommen, woran sie erkrankt ist und was man dagegen tun kann.

Niemand wei ein Heilmittel. Das, sagte der Nachtalb dumpf, - huhu! Ja, antwortete der Winzling, das ist es. Unter diesen Umstnden verzichtete Wuschwusul vorerst darauf, sich bei der Kindlichen Kaiserin anmelden zu lassen. Zwei Tage spter kam brigens auch das Irrlicht Blubb an, das natrlich in die falsche Richtung gelaufen war und dadurch einen Riesenumweg gemacht hatte. Und schlielich - weitere drei Tage spter - traf auch der Felsenbeier Pjrnrachzarck ein.

Er kam zu Fu dahergestampft, denn er hatte in einem pltzlichen Anfall von Heihunger sein steinernes Fahrrad aufgegessen - als Reiseproviant sozusagen. Whrend der langen Wartezeit befreundeten sich die vier ungleichen Boten innig und blieben auch spterhin zusammen. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzhlt werden.

Atrjus Berufung Beratungen, die das Wohl und Wehe ganz Phantsiens betrafen, wurden fr gewhnlich im groen Thronsaal des Elfenbeinturms abgehalten, der innerhalb des eigentlichen Palastbezirks nur wenige Stockwerke unter dem M agnolienpavillon lag. Jetzt war dieser weite, kreisrunde Raum von gedmpftem Stimmengewirr erfllt. Die vierhundertneunundneunzig besten rzte des ganzen phantsischen Reiches waren hier versammelt und sprachen flsternd oder raunend miteinander in kleineren oder greren Gruppen.

Jeder von ihnen hatte der Kindlichen Kaiserin seine Visite gemacht- die einen schon vor einiger Zeit, die anderen erst vor kurzem -, und jeder hatte versucht, ihr mit seiner Kunst zu helfen. Aber keinem war es gelungen, keiner kannte ihre Krankheit und deren Ursache, keiner wute, wie man sie heilen konnte.

Und der fnfhundertste, der berhmteste aller rzte Phantsiens, von dem die Sage ging, da es kein Heilkraut, kein Zaubermittel und kein Geheimnis der Natur gbe, das ihm nicht bekannt wre, er war nun schon seit Stunden bei der Patientin, und alle erwarteten mit Spannung das Ergebnis seiner Untersuchung.

Nun darf man sich eine solche Versammlung natrlich nicht so vorstellen wie einen menschlichen rztekongre. Zwar gab es in Phantasien sehr viele Wesen, die in ihrer ueren Gestalt mehr oder weniger menschenhnlich waren, aber es gab mindestens ebenso viele, die Tieren oder berhaupt vllig anders gearteten Geschpfen glichen.

So vielgestaltig die M enge der Boten war, die sich drauen tummelte, so mannigfaltig war auch die Gesellschaft hier im Saal. Es gab Zwergenrzte mit weien Brten und Buckeln, es gab Feenrztinnen in blausilbern schimmernden Gewndern und mit funkelnden Sternen im Haar, es gab Wassermnner mit dicken Buchen und Schwimmhuten an Hnden und Fen fr sie waren eigens Sitzbadewannen aufgestellt worden , aber es gab auch weie Schlangen, die sich auf dem langen Tisch in der M itte des Saales zusammengeringelt hatten, es gab Bienen elf en, ja sogar Hexer, Vampire und Gespenster, die im allgemeinen nicht als besonders wohlttig und gesundheitsfrdernd gelten.

Um die Anwesenheit dieser letzteren zu begreifen, mu man unbedingt etwas wissen: Die Kindliche Kaiserin galt zwar - wie ihr Titel ja schon sagt - als die Herrscherin ber all die unzhligen Lnder des grenzenlosen phantsi-sehen Reiches, aber sie war in Wirklichkeit viel mehr als eine Herrscherin, oder besser gesagt, sie war etwas ganz anderes.

Sie herrschte nicht, sie hatte niemals Gewalt angewendet oder von ihrer M acht Gebrauch gemacht, sie befahl nichts und richtete niemanden, sie griff niemals ein und mute sich niemals gegen einen Angreifer zur Wehr setzen, denn niemandem wre es eingefallen, sich gegen sie zu erheben oder ihr etwas anzutun.

Vor ihr galten alle gleich. Sie war nur da, aber sie war auf eine besondere Art da: Sie war der M ittelpunkt allen Lebens in Phantasien. Und jedes Geschpf, ob gut oder bse, ob schn oder hlich, lustig oder ernst, tricht oder weise, alle, alle waren nur da durch ihr Dasein.

Ohne sie konnte nichts bestehen, so wenig ein menschlicher Krper bestehen knnte, der kein Herz mehr hat. Niemand konnte ihr Geheimnis ganz begreifen, aber alle wuten, da es so war.

Und so wurde sie von allen Geschpfen dieses Reiches gleichermaen respektiert, und alle machten sich gleichermaen Sorgen um ihr Leben. Denn ihr Tod wre zugleich das Ende fr sie alle gewesen, der Untergang des unermelichen Reiches Phantasien. Bastians Gedanken schweiften ab. Er sah in der Erinnerung pltzlich wieder den langen Korridor der Klinik vor sich, wo die M ama operiert worden war.

Er hatte mit dem Vater viele Stunden vor dem Operationssaal. Wenn der Vater danach fragte, wie es der M ama ging, hatte er nur immer ausweichende Antworten bekommen. Niemand schien so richtig zu wissen, wie es mit ihr stand. Dann war zuletzt ein glatzkpfiger M ann im weien Kittel gekommen, der mde und traurig aussah. Er hatte ihnen gesagt, da alle Anstrengungen umsonst gewesen wren und da es ihm leid tte.

Er hatte ihnen beiden die Hand gedrckt und herzliches Beileid gemurmelt. Danach war alles anders geworden zwischen dem Vater und Bastian. Nicht uerlich. Bastian hatte alles, was er sich nur wnschen konnte. Er besa ein Dreigangfahrrad, eine elektrische Eisenbahn, viele Vitamintabletten, dreiundfnfzig Bcher, einen Goldhamster, ein Aquarium mit Warmwasserfischen, einen kleinen Fotoapparat, sechs Patenttaschenmesser und alles mgliche andere.

Aber er machte sich im Grunde nichts aus alledem. Bastian erinnerte sich, da der Vater frher gern Spae mit ihm getrieben hatte. M anchmal hatte er sogar Geschichten erzhlt oder vorgelesen. Aber das war seit damals vorbei. Er konnte mit dem Vater nicht sprechen. Es war wie eine unsichtbare M auer um ihn, durch die niemand dringen konnte.

Er schimpfte nie und lobte nie. Auch als Bastian sitzengeblieben war, hatte der Vater nichts gesagt. Er hatte ihn nur auf diese abwesende und bekmmerte Art angesehen, und Bastian hatte das Gefhl gehabt, berhaupt nicht da zu sein. Dieses Gefhl hatte er meistens dem Vater gegenber. Wenn sie zusammen abends vor dem Fernsehapparat saen, dann merkte Bastian, da der Vater gar nicht zuschaute, sondern mit seinen Gedanken weit, weit fort war, wo er ihn nicht erreichen konnte.

Oder manchmal, wenn sie beide ein Buch hatten, sah Bastian, da der Vater berhaupt nicht las, weil er stundenlang auf ein und dieselbe Seite blickte, ohne umzublttern. Bastian verstand ja, da der Vater traurig war. Er selbst hatte damals viele Nchte lang geweint, so sehr, da er sich manchmal vor Schluchzen bergeben mute- aber das war nach und nach vorbergegangen. Und er war doch noch da. Warum redete der Vater nie mit ihm, nicht ber die M ama, nicht ber wichtige Dinge, nur gerade eben so ber das Ntigste?

Wenn man nur wte, sagte ein langer, magerer Feuergeist mit einem Bart aus roten Flammen, worin ihre Krankheit berhaupt besteht. Sie hat kein Fieber, nichts ist geschwollen, keinen Ausschlag, keine Entzndung. Es ist einfach, als ob sie am Erlschen wre - man wei nicht warum. Wenn er sprach, stiegen nach jedem Satz kleine Rauchwlkchen aus seinem M und, die Figuren bildeten.

Diesmal war es ein Fragezeichen. Ein alter zerrupfter Rabe, der aussah wie eine groe Kartoffel, in die jemand kreuz und quer ein paar schwarze Federn gesteckt hat, antwortete mit krchzender Stimme er war Fachmann fr Erkltungskrankheiten : Sie hustet nicht, sie hat keinen Schnupfen, es ist berhaupt keine Krankheit im medizinischen Sinne.

Er rckte an der groen Brille auf seinem Schnabel und blickte die Umstehenden herausfordernd an. Eines scheint mir jedenfalls offensichtlich, summte ein Skarabus ein Kfer, der auch manchmal Pillendreher genannt wird , zwischen ihrer Krankheit und den furchtbaren Dingen, die uns die Boten aus ganz Phantasien melden, besteht ein geheimnisvoller Zusammenhang.

Ach Sie, warf ein Tintenmnnchen spttisch ein, Sie sehen ja immer und berall geheimnisvolle Zusammenhnge! Und Sie sehen niemals ber den Rand Ihres Tintenfasses! Aber meine Herrn Kollegen! Und vor allem - dmpfen Sie Ihre Stimmen! Solche und hnliche Unterhaltungen fanden berall in dem groen Thronsaal statt. Vielleicht mag es verwunderlich scheinen, da so verschiedenartige Wesen sich berhaupt miteinander. Aber in Phantasien waren fast alle Wesen, auch die Tiere, mindestens zweier Sprachen mchtig: Erstens der eigenen, die sie nur mit ihres gleichen redeten und die kein Auenstehender verstand, und zweitens einer allgemeinen, die man Hochphantsisch oder auch die Groe Sprache nannte.

Sie beherrschte jeder, wenngleich manche sie in etwas eigentmlicher Weise bentzten. Pltzlich trat Stille im Saal ein, und aller Augen wandten sich nach der groen Flgeltr, die geffnet wurde. Herein trat Caron, der berhmte und sagenumwobene M eister der Heilkunst.

Er war, was man in lteren Zeiten einen Zentauren genannt hat. Doch Caron war ein sogenannter Schwarz-Zentaur. Er war aus einer sehr fernen Gegend gekommen, die weit, weit im Sden lag. So war sein menschlicher Teil ebenholzfarben, nur sein Haupthaar und sein Bart waren wei und kraus, sein Pferdekrper jedoch war gestreift wie bei einem Zebra.

Er trug einen seltsamen Hut aus Binsengeflecht. Um seinen Hals hing an einer Kette ein groes goldenes Amulett, auf dem zwei Schlangen zu sehen waren, eine helle und eine dunkle, die einander in den Schwanz bissen und ein Oval bildeten. Bastian hielt berrascht inn.

Er klappte das Buch zu - nicht ohne vorsorglich den Finger zwischen den Seiten zu lassen - und schaute noch einmal ganz genau auf den Einband. Da waren doch die beiden Schlangen, die sich in den Schwanz bissen und ein Oval bildeten!

Was mochte dieses seltsame Zeichen wohl bedeuten? Jeder in ganz Phantasien wute, was dieses M edaillon bedeutete: Es war das Zeichen dessen, der im Auftrag der Kindlichen Kaiserin stand und in ihrem Namen handeln konnte, so als sei sie selbst anwesend. Es hie, da es dem Trger geheimnisvolle Krfte verlieh, obgleich niemand genau wute welche.

Aber viele, die sich scheuten, diesen Namen auszusprechen, nannten es das Kleinod oder auch das Pantakel oder nur einfach der Glanz. Also trag auch das Buch das Zeichen der Kindlichen Kaiserin! Ein Wispern lief durch den Saal, und einige Ausrufe des Staunens waren zu hren.

Es war schon lange nicht mehr vorgekommen, da jemandem das Kleinod anvertraut worden war. Ich bin nur der berbringer. Atemlose Stille hatte sich im Saal ausgebreitet. Ich will unsere Niederlage nicht mit schnen Worten zu mildern versuchen, fuhr Caron fort. Wir alle stehen der Krankheit der Kindlichen Kaiserin ratlos gegenber.

Wir wissen nur, da die Vernichtung Phantsiens mit dieser Krankheit zugleich gekommen ist. M ehr wissen wir nicht. Nicht einmal, ob es berhaupt rztliche Kunst ist, die sie retten knnte. Aber es ist mglich - und ich hoffe, da es keinen von euch beleidigt, wenn ich es offen ausspreche - es ist mglich, da wir, die wir hier versammelt sind, nicht alle Kenntnisse, nicht alle Weisheit besitzen.

Es ist sogar meine letzte und einzige Hoffnung, da es irgendwo in diesem grenzenlosen Reich ein Wesen gibt, das weiser ist als wir, das uns Rat und Hilfe geben knnte. Aber das ist mehr als ungewi. Worin auch immer die M glichkeit einer Rettung bestehen mag - eins steht fest: Die Suche danach erfordert einen Fhrtenfinder, der Wege im Unwegsamen zu entdecken vermag und vor keiner Gefahr und keiner Anstrengung zurckweicht, mit einem Wort: einen Helden.

Nun wit ihr alles. Damit polterte der alte Zentaur aus dem Saal. Die Zurckbleibenden blickten einander verwirrt an. Wie war der Name dieses Helden? Atrju oder so hnlich, sagte ein anderer. Nie gehrt! Und alle vierhundertneunundneunzig rzte schttelten sorgenvoll die Kpfe. Die Turmuhr schlug zehn. Bastian wunderte sich, wie schnell die Zeit vergangen war. Whrend des Unterrichts kam ihm jede Stunde fr gewhnlich wie eine kleine Ewigkeit vor. Unten in der Klasse hatten sie jetzt Geschichte bei Herrn Drhn, einem mageren, meist schlechtgelaunten M ann, der Bastian besonders gern vor allen lcherlich machte, weil er die Jahreszahlen von Schlachten, die Geburtsdaten und Regierungszeiten irgendwelcher Leute einfach nicht behalten konnte.

Das Grserne M eer, das hinter den Silberbergen lag, war viele, viele Tagereisen vom Elfenbeinturm entfernt. Es handelte sich um eine Prrie, die tatschlich so weit und gro und flach war wie ein M eer. Saftiges Gras wuchs mannshoch, und wenn der Wind darber hinstrich, zogen Wellen ber die Ebene wie auf dem Ozean, und es rauschte wie Wasser. Sie hatten blauschwarze Haare, die auch von den M nnern lang und manchmal in Zpfen getragen wurden, und ihre Haut war von dunkelgrner, ein wenig ins Brunliche gehender Farbe-wie die der Oliven.

Sie fhrten ein uerst gengsames, strenges und hartes Leben, und ihre Kinder, Knaben wie M dchen, wurden zur Tapferkeit, zur Gromut und zum Stolz erzogen. Das war ntig, denn die Grnhute waren ein Volk von Jgern. Alles, was sie zum Leben brauchten, stellten sie entweder aus dem harten, faserigen Prriegras her, oder sie nahmen es von den Purpurbffeln, die in riesigen Herden ber das Grserne M eer zogen. Diese Purpurbffel waren ungefhr doppelt so gro wie gewhnliche Stiere oder Khe, hatten ein langes, seidig glnzendes und purpurrotes Fell und gewaltige Hrner, deren Spitzen scharf und hart wie Dolche waren.

Im allgemeinen waren sie friedlich, aber wenn sie Gefahr witterten oder sich angegriffen fhlten, dann konnten sie furchtbar werden wie eine Naturgewalt.

Niemand, auer den Grnhuten, htte es wagen knnen, auf diese Tiere Jagd zu machen - und sie taten es obendrein nur mit Pfeil und Bogen. Sie bevorzugten den ritterlichen Kampf, und so geschah es oft, da nicht das Tier, sondern der Jger sein Leben lassen mute. Die Grnhute liebten und verehrten die Purpurbffel und meinten, das Recht, sie zu tten, nur durch die Bereitschaft zu erwerben, von ihnen gettet zu werden.

Bis in dieses Land war die Nachricht von der Krankheit der Kindlichen Kaiserin und dem Verhngnis, das ganz Phantasien bedrohte, noch nicht gedrungen. Lange schon waren keine Reisenden mehr in die Zeltlager der Grnhute gekommen. Das Gras wuchs saftiger denn je, die Tage waren hell und die Nchte voller Sterne.

Alles schien gut. Aber eines Tages erschien ein weihaariger, alter Schwarz-Zentaur im Zeltlager. Sein Fell troff von Schwei, er wirkte zu Tode erschpft, und sein brtiges Gesicht war mager und ausgezehrt. Auf dem Kopf trug er einen seltsamen Hut aus Binsengeflecht und um den Hals eine Kette, an der ein groes goldenes Amulett hing.

Es war Caron. Er stand mitten auf dem freien Platz, den die Zelte des Lagers in immer weiteren Kreisen umgaben, dort, wo sich die ltesten zur Beratung zusammensetzten oder wo an Festtagen Tnze getanzt und alte Lieder gesungen wurden. Er wartete und schaute sich um, aber rings um ihn drngten sich nur sehr alte Frauen und M nner und ganz kleine Kinder, die ihn neugierig anstarrten.

Er stampfte ungeduldig mit den Hufen. Wo sind die Jger und Jgerinnen? Sie werden erst in drei oder vier Tagen zurckkommen. Ist Atrju auch mit ihnen? Ja, Fremdling, aber woher kennst du ihn? Ich kenne ihn nicht. Holt ihn her! Fremdling, antwortete ein alter M ann mit Krcken, er wird ungern kommen, denn heute ist seine Jagd. Sie beginnt mit Sonnenuntergang. Weit du, was das bedeutet? Caron schttelte seine M hne und stampfte mit den Hufen.

Ich wei es nicht, und es spielt auch keine Rolle, denn er hat jetzt Wichtigeres zu tun. Ihr kennt dieses Zeichen, das ich trage. Also holt ihn her! Wir sehen das Kleinod, sagte ein junges M dchen, und wir wissen, da du von der Kindlichen Kaiserin kommst. Aber wer bist du? Ich heie Caron, brummte der Zentaur, der Arzt Caron, falls euch das was sagt.

Eine gebckte alte Frau drngte sich vor und rief: Ja, es ist wahr. Ich erkenne ihn wieder. Ich habe ihn schon einmal gesehen, als ich noch jung war. Er ist der berhmteste und grte Arzt in ganz Phantasien! Der Zentaur nickte ihr zu. Danke, Frau, sagte er, und jetzt ist vielleicht jemand von euch so freundlich, endlich diesen Atrju zu holen.

Es ist dringend. Das Leben der Kindlichen Kaiserin steht auf dem Spiel. Ich werde es tun! Es lief fort, und wenige Sekunden spter sah man es zwischen den Zelten auf einem ungesattelten Pferd davongaloppieren. Na endlich! Und dann brach er bewutlos zusammen. Als er wieder zu sich kam, wute er zunchst nicht, wo er war, denn es war dunkel um ihn.

Erst nach und nach erkannte er, da er sich in einem gerumigen Zelt befand und auf weichen Felldecken lag. Heiliger Hufnagel! Ein Kopf guckte durch den Trvorhang herein, wurde wieder zurckgezogen, und jemand sagte: Ja, er scheint aufgewacht zu sein. Dann wurde der Trvorhang beiseite gezogen, und ein Junge von etwa zehn Jahren trat herein. Er trug lange Hosen und Schuhe aus weichem Bffelleder. Sein Oberkrper war nackt, nur um die Schultern hing ein purpurroter M antel, offenbar aus Bffelhaar gewebt, bis zum Boden herab.

Sein langes, blauschwarzes Haar war am Hinterkopf mit Lederschnren zu einem Schpf zusammengebunden. Auf die olivgrne Haut seiner Stirn und Wangen waren mit weier Farbe einige einfache Ornamente gemalt. Seine dunklen Augen funkelten den Eindringling zornig an, sonst aber war seinen Zgen keine Gemtsbewegung anzumerken. Was willst du von mir, Fremdling? Und warum hast du mir meine Jagd genommen? Wenn ich heute den groen Bffel gettet htte und mein Pfeil lag schon auf der Sehne, als man mich rief -, dann wre ich morgen ein Jger gewesen.

Nun mu ich ein ganzes Jahr warten. Der alte Zentaur starrte ihn fassungslos an. Soll das etwa heien, fragte er schlielich, da du dieser Atrju bist?

Ja, Fremdling. Gibt es da nicht vielleicht noch einen anderen, einen erwachsenen M ann, einen erfahrenen Jger dieses Namens? Nein, Atrju bin ich und kein anderer. Der alte Caron lie sich auf das Lager zurcksinken und keuchte: Ein Kind!

Ein kleiner Junge! Wahrhaftig, die Entscheidungen der Kindlichen Kaiserin sind schwer zu begreifen. Atrju schwieg und wartete unbewegt ab. Verzeih mir, Atrju, sagte Caron, der seine Erregung nur mit M he beherrschen konnte, ich hatte nicht die Absicht, dich zu krnken, aber es kam einfach zu berraschend fr mich. Ehrlich gesagt, ich bin auer mir! Ich wei nicht mehr, was ich denken soll!

Ich frage mich. Das ist hellichter Wahnsinn! Und wenn sie's mit voller Absicht tat, dann Er schttelte heftig den Kopf und stie hervor:Nein! Wenn ich gewut htte, zu wem sie mich schickt, dann htte ich mich einfach geweigert, dir ihren Auftrag zu berbringen. Ich htte mich geweigert! Welchen Auftrag? Es ist eine Ungeheuerlichkeit! Ihren Auftrag zu erfllen wre selbst fr den grten und erfahrensten Helden wahrscheinlich ein Ding der Unmglichkeit, aber fr dich Sie schickt dich auf eine Suche ins Ungewisse nach etwas, das niemand kennt.

Niemand kann dir helfen, niemand kann dir raten, niemand kann absehen, was dir begegnen wird. Und doch mut du dich sofort entscheiden, jetzt gleich, auf der Stelle, ob du den Auftrag annimmst oder nicht.

Es ist kein Augenblick mehr zu verlieren. Ich bin zehn Tage und Nchte fast ohne Pause galoppiert, um dich zu erreichen. Aber jetzt jetzt wnschte ich fast, ich wre hier nie angekommen.

Ich bin sehr alt, ich bin am Ende meiner Krfte. Gib mir einen Schluck Wasser, bitte! Atrju holte einen Krug frisches Quellwasser. Der Zentaur trank in langen Zgen, dann wischte er sich den Bart und sagte etwas ruhiger: Ah, danke, das tut gut!

Jetzt geht mir's schon besser. Hr zu, Atrju, du brauchst diesen Auftrag nicht anzunehmen. Die Kindliche Kaiserin berlt es dir. Sie befiehlt dir nichts. Ich werde es ihr erklren, und sie wird einen anderen finden. Sie kann nicht gewut haben, da du ein kleiner Junge bist.

Sie hat dich verwechselt, das ist die einzige Erklrung. Worin besteht der Auftrag? Das Heilmittel fr die Kindliche Kaiserin zu finden, antwortete der alte Zentaur, und Phantasien zu retten.

Ist sie denn krank? Caron begann zu erzhlen, wie es um die Kindliche Kaiserin stand und was die Boten aus allen Teilen Phantsiens berichtet hatten.

Atrju stellte immer weitere Fragen, und der Zentaur gab Auskunft, so gut er es vermochte. Es wurde ein langes nchtliches Gesprch. Und je mehr Atrju das ganze Ausma des Verhngnisses begriff, das da ber Phantasien hereingebrochen war, desto deutlicher malte sich in seinem anfangs so verschlossenen Gesicht offene Bestrzung. Und von all dem, murmelte er schlielich mit blassen Lippen, habe ich nichts gewut.

Caron blickte den Jungen unter seinen buschigen weien Augenbrauen ernst und kummervoll an. Nun weit du, wie die Dinge stehen, und vielleicht verstehst du jetzt, warum ich die Fassung verloren habe, als ich dich sah. Und doch hat die Kindliche Kaiserin deinen Namen genannt. Ich wei nicht, warum ihre Wahl auf dich gefallen ist.

Vielleicht kann nur ein kleiner Junge wie du diese unmgliche Aufgabe lsen. Ich wei es nicht, und ich kann dir nicht raten. Atrju sa mit gesenktem Kopf und schwieg. Er verstand, da ihm hier eine Prfung auferlegt war, die weit, weit grer war als seine Jagd.

Selbst fr den grten Jger und den besten Fhrtenfinder war sie kaum zu bestehen, fr ihn war sie zu schwer. Atrju hob den Kopf und schaute ihn an. Ich will, sagte er fest. Caron nickte langsam, dann nahm er die Kette mit dem goldenen Amulett von seinem Hals und legte sie Atrju um. Denn auch die Kindliche Kaiserin macht niemals Gebrauch von ihrer M acht.

AURYN wird dich schtzen und fhren, aber du darfst niemals eingreifen, was auch immer du sehen wirst, denn. Darum mut du ohne Waffen ausziehen.

Du mut geschehen lassen, was geschieht. Alles mu dir gleich gelten, das Bse und das Gute, das Schne und das Hliche, das Trichte und das Weise, so wie es vor der Kindlichen Kaiserin gleich gilt. Du darfst nur suchen und fragen, aber nicht urteilen nach deinem eigenen Urteil. Vergi das niemals, Atrju! Wann soll ich aufbrechen? Jetzt sofort, antwortete Caron. Niemand wei, wie lang deine Groe Suche dauern wird. Es ist mglich, da es schon jetzt um jede Stunde geht.

Verabschiede dich von deinen Eltern und Geschwistern! Ich habe keine, erwiderte Atrju. M eine Eltern wurden beide vom Bffel gettet, kurz nachdem ich zur Welt kam.

Wer hat dich aufgezogen? Alle Frauen und alle M nner gemeinsam. Niemand konnte besser verstehen, was das bedeutete, als Bastian. Obwohl sein Vater ja immerhin noch am Leben war. Und Atrju hatte weder Vater noch M utter. Dafr war Atrju aber von allen M nnern und Frauen gemeinsam aufgezogen worden und war der Sohn aller, whrend er, Bastian, im Grunde gar niemand hatte - ja, er war der Sohn niemands. Trotzdem freute Bastian sich darber, da er auf diese Weise etwas mit Atrju gemeinsam hatte, denn sonst hatte er ja leider keine groe hnlichkeit mit ihm, weder was dessen M ut und Entschlossenheit noch was seine Gestalt betraf.

Und doch war auch er, Bastian, auf einer Groen Suche, von der er nicht wute, wohin sie ihn fhren und wie sie enden wrde. Dann, meinte der alte Zentaur, ist es besser, du gehst ohne Abschied fort. Ich werde bleiben und ihnen alles erklren. Atrjus Gesicht wurde noch schmaler und hrter. Wo soll ich beginnen? Von nun an bist du allein, und niemand kann dir raten. Und so wird es sein bis zum Ende der Groen Suche - wie auch immer sie enden wird. Atrju nickte. Leb wohl, Caron! Leb wohl, Atrju.

Und - viel Glck! Der Junge wandte sich um und wollte schon aus dem Zelt treten, als der Zentaur ihn noch einmal zurckrief. Als sie voreinander standen, legte der Alte ihm beide Hnde auf die Schultern, schaute ihm mit einem respektvollen Lcheln in die Augen und sagte langsam: Ich glaube, ich fange an zu verstehen, warum die Wahl der Kindlichen Kaiserin auf dich gefallen ist, Atrju. Der Junge senkte ein wenig die Stirn, dann ging er rasch hinaus.

Drauen vor dem Zelt stand Artax, sein Pferd. Es war gefleckt und k'ein wie ein Wildpferd, seine Beine waren stmmig und kurz, und doch war es der schnellste und ausdauerndste Renner weit und breit. Es war noch gesattelt und gezumt, so wie es mit Atrju von der Jagd gekommen war.

Artax, flsterte Atrju und klopfte ihm auf den Hals, wir mssen aufbrechen. Wir mssen fort, sehr weit fort. Niemand wei, ob und wann wir zurckkehren. Das Pferdchen nickte mit dem Kopf und schnaubte leise.

Ja, Herr, antwortete es, und was wird aus deiner Jagd? Wir gehen auf eine viel grere Jagd, erwiderte Atrju und schwang sich in den Sattel. Halt, Herr! Willst du ohne Pfeil und Bogen ausziehen? Damit sprengten sie davon, und die Dunkelheit der Nacht verschlang sie. Zur gleichen Zeit geschah an einer anderen Stelle Phantsiens etwas, das niemand beobachtete und wovon weder Atrju noch Artax und auch nicht Caron das geringste ahnte.

Auf einer weit entfernten nchtlichen Heide zog sich die Finsternis zu einer sehr groen, schattenhaften Gestalt zusammen. Das Dunkel verdichtete sich, bis es selbst in der lichtlosen Nacht jener Heide als ein gewaltiger Krper aus Schwrze erschien. Noch waren seine Umrisse nicht deutlich, aber es stand auf vier Pranken und in den Augen seines mchtigen zottigen Kopfes glhte grnes Feuer. Jetzt hob es die Schnauze hoch in die Luft und nahm Witterung auf.

So stand es lange Zeit. Dann pltzlich schien es den Geruch gefunden zu haben, den es suchte, denn ein tiefes, triumphierendes Grollen drang aus seiner Kehle. Es begann zu laufen. In langen lautlosen Sprngen raste das Schattengeschpf durch die sternenlose Nacht dahin. Die Turmuhr schlug elf. Jetzt begann die groe Pause. Aus den Korridoren scholl das Geschrei der Kinder herauf, die in den Schulhof hinunter liefen.

But the journey to her tower leads through lands of dragons, giants, monsters, and magic and once Bastian begins his quest, he may never return.

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La historia interminable June , Alfaguara. La historia interminable , Alfaguara. Kitzingen Michael ende die unendliche geschichte pdf download Bremen Dulmen Nordrhein-Westfalen kann nicht alleine sein Magdala Thuringia. Aufsatz Michael ende die unendliche geschichte pdf download Stuttgart Bad Lobenstein. Examensarbeit Michael ende die unendliche geschichte pdf download Dusseldorf Augsburg Bayern , Wolfsburg, Lassan, Ruhland, Karlstadt michael ende die unendliche geschichte pdf download Dortmund essay roma toulouse, in pasquale, Oldenburg in Holstein Schleswig-Holst.

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